Kommentar

Zwei-Klassen Diskriminierung

Deutscher in Österreich zu sein ist oft nicht einfach. Alle zwei Jahre ist es aber besonders schwer


Fahnen verschiedener Nationen an Autos, in den Gesichtern von jungen Frauen und über der Eingangstür der Lieblingsbar – alle zwei Jahre steht uns ein Fußballgroßereignis bevor. Egal ob Europameisterschaft oder Weltmeisterschaft, einige Wochen im Jahr sind geprägt von Nationalstolz und Patriotismus. In Österreich meist durch den anderer Nationalitäten, da die heimische Mannschaft oft nur Zuseher ist. Kroatische Siegesfeiern, bosnische Trauerbewältigungen und deutsche Fangesänge gehören zum Alltag. Gerade den Deutschen wird dabei oft vorgeworfen, dass die Grenzen zwischen Nationalstolz und Deutschtümelei bzw. Patriotismus und Nationalismus in ihren Reihen verschwimmen.

Dabei werden die deutschen Fans in solchen Zeiten oft selbst zu Opfern. Tatort ist das Internet mit seinen sozialen Medien und Foren. Gerade in Österreich kommt es zu diskriminierenden Äußerungen gegenüber Deutschen, welche, würden sie eine andere Nationalität betreffen, für großes Aufsehen sorgen würden. Ausländerfeindlichkeit den deutschen Nachbarn gegenüber scheint aber gesellschaftlich akzeptiert zu sein – leider auch im eigenen Freundeskreis. Das Messen mit zweierlei Maß lässt sich sehr leicht veranschaulichen.

  • Ausdrücke wie "Schland" und "Piefke" wurden durch die Begriffe "Tschuschen" und "Jugo" ersetzt. (Original aus dem derstandard.at-Forum)

Verallgemeinerungen eine ganze Nationalität betreffend sind nie zulässig, egal ob es um Deutsche oder Bosnier geht. Genauso unzulässig ist die Verwendung von Ethnophaulismen – sowohl von „Tschusch“ als auch von „Piefke“. Die etymologische Herkunft beider Begriffe ist nicht eindeutig geklärt. Es ist aber anzunehmen, dass es sich bei beiden Ausdrücken um eigentlich unproblematische Bezeichnungen gehandelt hat. Um die geschichtliche Bedeutung geht es dabei aber nicht, sondern um die abwertende Verwendung. Diese liegt in beiden Fällen vor, wird aber offensichtlich unterschiedlich gewichtet. An eine positive Konnotation glaub ich aber weder bei dem Begriff „Tschusch“ noch bei dem Wort „Piefke“ – schon gar nicht im anonymen Internet.


Literatur

Heinz-Dieter Pohl: Das Wort "Tschusch" – Ein typisch österreichischer Ethnophaulismus. In: Tribüne. Zeitschrift für Sprache und Schreibung, Jg. 2006, H. 4, S. 20-23 

Hubertus Godeysen: Piefke. Kulturgeschichte einer Beschimpfung, Wien-Klosterneuburg, 2010