Schweden

Wir denken in Begriffen

Um andere Sprachen zu erlernen, ist die Beherrschung der Muttersprache notwendig.


Vielleicht sollte der Integrationsminister es seinem Vorgänger als Außenminister gleich tun und seinen Blick nach oben richten. Nein, damit ist nicht das Vertrauen in Gott oder ein Schwur auf das Herz Jesu gemeint. Vor ein paar Wochen reiste Michael Spindelegger in den hohen Norden um sich Tipps in Sachen Bildungspolitik zu holen. Dass Schweden nicht mehr als fehlerloses Vorbild und Kahlschlagheilmittel in der Schulsystemfrage taugt, machen die letzten PISA-Tests klar. Was diesbezüglich so alles schief läuft, lässt sich hier nachlesen.

Vereinzelte Punkte aus Schweden zu übernehmen, wäre aber empfehlens- oder zumindest überlegenswert. Beim Muttersprachenunterricht könnte man die Schablone anlegen. Recht darauf haben in Schweden alle Schulkinder, egal ob in privaten oder staatlichen Schulen. Mareike Jendis arbeitet als Muttersprachenlehrerin. Die Gemeinde stellt sie an und schickt sie in die unterschiedlichen Schulen. Bedingung für den Deutschunterricht ist, dass die Sprache auch im Zuhause der Schulkinder gesprochen wird. In der nordschwedischen Stadt Umeå legt man das Gesetz besonders großzügig aus.

Auch wenn nur ein Schüler in der Schule Deutsch als Muttersprache lernt, fährt Mareike Jendis dorthin um ihn dabei zu unterstützen. Schüler, die Muttersprachenunterricht haben, sind generell auch gute Schüler. Denn wenn man eine Sprache gut kann, lernt man andere auch besser. Man sammelt die Begriffe und das Denkvermögen, das man in eine andere Sprache übertragen kann. Eine lückenhafte Muttersprache hemmt zusammenhängendes Denken und ist von vornherein ein Startnachteil.


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