Paroli

Warum eigentlich nicht paroli.at?

Damals, im Herbst 2011, als das Laub schon von den Bäumen gefallen war, haben wir entschieden, uns von unserem Arbeitstitel „sfp“ – self-fulfilling prophecy – zu verabschieden. „paroli“ gefiel uns allen, aber in modernen, digitalen Zeiten hängt die Namensgebung nicht so sehr von kreativen Ausbrüchen ab, sondern davon, ob schon jemand anderer einen solchen Ausbruch hatte und geistesgegenwärtig sich die passende Domain dazu gesichert hat.



PAtrick und ROLand sind zwei Liedermacher aus der steirischen Provinz. Wie wir feststellen mussten, legten sich Patrick und Roland 2008, nur zwei Monate nachdem Facebook zum ersten Mal mehr User als Myspace hatte, auf der dem Untergang geweihten Social Media Plattform eine Seite zu, mit der dazu passenden domain: paroli.at

Lange vor Facebook und Myspace in den 1980er und 90er Jahren, als alle noch altavista.com zum googeln verwendeten, war Paroli bereits in aller Munde, woran sich Bonbon-Nostalgiker gerne erinnern. Bis Storck die Produktion 1996 einstellte. Paroli-Restbestände werden in einschlägigen Internetforen ausgetauscht.

Ein Jahrzehnt nachdem das letzte (frische) Paroli gelutscht war, erschien das überaus erfolgreiche Album „Paroli“ des Linzer Hip Hop Aushängeschilds Texta. Vielleicht wurden die Liedermacher Paroli vom gleichnamigen, düsteren Eingangsstück des Texta-Albums zu ihren Liedern inspiriert, in denen es fast immer ums Allein-sein geht. Als mir Roland in einem Telefonat erklärte, dass sich eine eingeschworene und stetig wachsende Fan-Gemeinde an die Domain gewöhnt hätte und es deshalb schwierig wäre, sie aufzugeben, war ich erstaunt. So wie ich das beobachtet hatte, gab es nur wenige Zugriffe auf der myspace-Seite. „Läuft alles über Facebook“, meinte Roland und wollte die Domain trotzdem nicht hergeben. Ich nannte eine Kaufsumme, doch für einen Paroli-Tourbus würde das nicht reichen. Eher für ein Busticket.


Einen dieser eingangs erwähnten „kreativen Ausbrüche“ musste auch jener Mensch gehabt haben, der sich die Domain paro.li gesichert hat. Auf Anfrage von uns, war ihm wohl nicht klar, dass wir mittellose Journalisten aus Österreich sind und wir diese liechtensteinische Domain wegen des Wortspiels und nicht wegen gleicher, eventuell betuchter Landsmannschaft haben wollen. Der geforderte Betrag im oberen vierstelligen Bereich überschritt unser Maß an Verständnis für „Her mit dem Zaster“.
Die Idee, eine .eu-Domain würde unserem Magazin einen europäischen Anstrich verleihen, gab uns neue Hoffnung. Über die Ländergrenzen hinweg sollte paroli bekannt sein. Aber auch paroli.eu war schon weg. 1000.- Euro lautete das Eröffnungsangebot via E-Mail mit Zwinker-Smiley hinten dran, aber als wir ihm ein Zehntel dessen zurück boten, brach der so schwungvoll begonnene E-Mail Verkehr auch wieder ab. 
Mit paroli-magazin.at konkurrieren wir im google Ranking nun mit dem deutschen Pendant „Paroli – das linke Onlinemagazin für Oberhausen“. Unsere Leserschaften sollten sich dennoch wenig in die Quere kommen. Ob Antifaschisten, coole Hip Hopper oder subversive Liedermacher: Wir befinden uns in guter paroli-Gesellschaft und freuen uns, dass sich die Prophezeiung, mit einem neuen Magazin eigene Wege zu gehen, nun endlich erfüllt hat.