Paroli
"Weniger tam tam, mehr Inhalte bitte"
Montagmorgen 8 Uhr. Im Facebook-Chatroom herrschte hektisches Treiben. Die paroli-Redaktion machte Klarschiff, denn an allen Ecken und Enden fehlte es an Beistrichen, Überschriften und Verlinkungen. Und dann war es auf einmal soweit: paroli war online, auf die Reise geschickt ins WWW.
Monate der Planung und Vorbereitung waren zu Ende. Natürlich haben wir uns alle vorgestellt, wie es denn sein würde, wenn es losgeht: Eltern, Großeltern und Geschwister würden wie im Wahn versuchen, Klicks zu generieren, wohlwollende Zustimmung aus dem engen Freundeskreis und gegenseitige Eigenlob-Kommentare von Fake-Accounts, damit sich was tut auf der Website.
Unsicherheit spielt eine Rolle, wenn man sich exponiert. In Zeiten von Twitter und Facebook kann ein negativer Tweet von Armin Wolf die digitale Bedeutungslosigkeit einläuten. Der shitstorm kam als Frühlingsbrise: „Die Schrift der Texte wird im Firefox auf Linux nicht schön dargestellt“ und „es gibt keinen RSS-Feed, #fail“. Armin Wolf hingegen twitterte: „sehr ambitioniertes Projekt“.
"Gar keine Kohle"
Die Tageszeitungen Der Standard und Die Presse berichteten über paroli. Erste kritische Fragen über Geschäftsmodell und Werbekunden traten auf. FM4 wollte von uns wissen, wie wir den Protest junger und freier Journalisten anführen können, wenn unsere eigene Redaktion „gar keine Kohle bekommt“. Eben genau deshalb! Als gesamte Redaktion kann sich paroli der Sache verschreiben, weil wir alle im selben Boot sitzen.
Der Herausgeber von paroli ist ein gleichnamiger Verein, dem es gar nicht erlaubt ist Gewinne zu erwirtschaften. Trotzdem: Nach unserem Geschäftsmodell zu fragen, ist legitim. Für den Moment heißt es: Enthusiasmus und Engagement. Manche sagen auch: Luft und Liebe. Doch wie der Volksmund sagt, lebt man nicht allein davon. paroli wird sich entwickeln. So wie es bald einen RSS-Feed geben wird, werden wir Wege finden, die Arbeit der Redakteure und Redakteurinnen auch zu entlohnen. Aber wir werden uns nicht verkaufen, bloß um am Leben zu bleiben. Wir wollen zu unseren Bedingungen arbeiten, denn paroli ist längst nicht nur der Name dieses Magazins.
Stunde Null
Seit Montag ist etwas Ruhe eingekehrt. Die online community hat uns wohlwollend aufgenommen. Seit Stunde Null haben fast 10.000 Menschen paroli-magazin.at besucht, dabei fast 50.000 page views generiert und waren gekommen, um zu lesen: durchschnittlich vier Minuten auf der Website.
Der Anfang ist gemacht. Wir freuen uns über das viele positive Feedback, auch über die konstruktive Kritik. Ein Teil der Arbeit war am Montag vorbei und gleichzeitig hat eine neue Herausforderung begonnen. Mit guten Artikeln machen wir uns einen Namen. Twitterer tuyan schlägt vor: „Weniger tam tam, mehr Inhalte bitte“.
Alles klar, wird gemacht, denn am Horizont sieht es nicht nach Schiffbruch aus.