Berlin
Der Kurfürstendamm
Der Berliner Volksmund nennt ihn in aufrichtiger Gleichgültigkeit: Ku'Damm. Die Prachtstraße der alten Hauptstadt kann und will sich nicht ins neue Berlin fügen.
Die Überreste der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche sind grau eingepackt, nichts vom Gebäude ist zu sehen. Nebenan steht das Euro-Center, das Westberliner Tradition konserviert hat. Hier beginnt der Ku'Damm und endet dreieinhalb Kilometer westlich. Der Ku'Damm beginnt mit der Hausnummer 11, gleich daneben liegen 236 und 237, gegenüber 15. Die verwirrende Nummerierung der Häuser Berlins wird hier auf die Spitze getrieben.
Im vergangen Jahr wurde der 125. Geburtstag des Ku'Damms gefeiert. Als Anlass zum Geburtstag, nahm man die Jungfernfahrt einer Dampfstraßenbahn im Jahr 1886. Straßenbahnen fahren am Ku'Damm nicht mehr, die Schienen wurden entfernt. Heute gehört die ganze Breite (53 Meter) den Automobilen und Fußgängern.
Manche hasten von Tür zu Tür oder versuchen ihre Autofahrt von A nach B in möglichst kurzer Zeit hinter sich zu bringen. Andere flanieren gruppenweise durch die Straße oder sehen die Pracht durch eine Busscheibe langsam vorbeiziehen.
Neben den großen Gruppen internationaler Touristen, ist der Ku'Damm auch für deutsche Touristen ein Anziehungspunkt. Diese kleineren, ergrauten Gruppen scheinen sich im Unpersönlichen Zuhause zu fühlen und wissen die Preise hier zu schätzen.
Den meisten Berlinern ist der Ku'Damm genauso Touristenattraktion und wird nur besucht, wenn dieser ansteht. Man kann den Ku'Damm, arbeitet man nicht gerade dort oder will zur Schaubühne, ohne Einbußen meiden. Internationale Einheitsware lässt sich anderswo günstiger erstehen.
Joseph Roth schrieb 1929 über den Ku'Damm: „Seit langem bemühe ich mich, das Geheimnis zu erraten, das ihn befähigt, trotz jedem jähen Wechsel seiner Physiognomie doch noch erkennbar zu bleiben, ja sogar immer mehr Kurfürstendamm zu werden.“
- Das Kranzler
- Die Schaubühne
- Joseph Roth am Ku'Damm
- Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in grauem Mantel
1542 braucht Kurfürst Joachim II einen Verbindungsweg vom Stadtschloss zum neuen Jagdschloss im Grunewald.
1873 veranlasst Otto von Bismarck den Ausbau des Kurfürstendamms.
1943–1945 wird ein Großteil des Kurfürstendamms zerstört.