Portrait

"I pass imma auf, ob net wos passiert"

Sie ist 70 Jahre alt, könnte längst ihre Pension genießen und setzt sich trotzdem 18 Stunden am Tag für andere Menschen ein: Ute Bock gilt als die Grande Dame in der Flüchtlingshilfe – ein Porträt.


Anfangspunkt

Über Ute Bock weiß man viel – zumindest über das, was sie heute macht. Wo ihre Wurzeln liegen, wie sie aufwuchs und wo ihre soziale Ader herrührt:

 

Video: Yvonne Widler

Wendepunkt - Das Kinderheim

"Wonnst sowos amoi gsehng host, donn konnst nimma in die Vawoitung..."

Video: Yvonne Widler

Acht Minuten Kritik

"Die Welt ist da, damit wir alle leben."

Fotos: Hans Hochstöger Audio-Slideshow: Yvonne Widler

Der Einsatz für andere

  • Ute Bock früher
    Bild: privat
  • Bild: privat
  • Bild: privat
  • Bild: www.fraubock.at/Lea Friessner

Seit fast 50 Jahren kümmert sich Ute Bock nun um andere Menschen – waren es anfangs Kinder und Jugendliche aus schwierigen Familien, setzt sich die gebürtige Linzerin seit ihrer Pensionierung vor allem für AsylwerberInnen ein. Tag und Nacht verbrachte Bock während ihrer Berufslaufbahn in den Heimen, selbst an Feiertagen wie Ostern und Weihnachten. Auch heute steht sie fast rund um die Uhr sieben Tage die Woche im Einsatz für andere – ein Privatleben, so Bock, hatte sie nie, genauso wenig nahm und nimmt sie sich Zeit für sich selbst. Sie hätte das nie gebraucht, brauche das nicht, selbst Urlaub machte die heute 70-Jährige nur zwei Mal in ihrem Leben – nach der Matura einige Tage bei ihren Großeltern in Deutschland und 1976 gemeinsam mit ihrer Schwester und deren Kindern in Italien. Während ihre Schwester eine Familie gründete, blieb Bock kinderlos. "Gott sei Dank, das hab ich mir erspart", meint sie lachend.

Eine Familie gründen oder in einer Partnerschaft leben – was für viele Menschen ein Lebenstraum ist, hat die 70-Jährige nie gehabt und sich auch nie gewünscht. Glücklich mache sie hingegen, wenn ihr etwas gelingt, wenn sie sieht, dass das, was sie macht, fruchtet. "Wenn die Flüchtlingskinder kommen, mit ihren schönen Zeugnissen", so Bock, "Das macht mich glücklich."

Ausblick

  • Ute Bock vor dem Bundesministerium für Inneres
    Bilder: Hans Hochstöger

Hass, Abneigung und Fremdenfeindlichkeit – Dinge, mit denen Ute Bock fast täglich konfrontiert ist. Aufgeben wollte sie deswegen allerdings nie, der Gedanke "Jetzt erst recht!" habe sie stets vorangetrieben. Auch aufhören zu arbeiten ist etwas, was für sie unvorstellbar ist – im Gegenteil, sie möchte den Verein so lange führen, wie es ihr möglich ist. Was sie sich sonst für ihre Zukunft wünscht? "Dass ich noch ein bisschen eine hab!", lacht die 70-Jährige.

Ein großes Projekt, das in unmittelbarer Zukunft ansteht, führt Ute Bock zurück in ihre ersten Jahre als Erzieherin, in die Zohmanngasse 28 im zehnten Wiener Gemeindebezirk: Im Herbst 2011 erwarb der Bauunternehmer Hans Peter Haselsteiner um 916.000 Euro das ehemalige Gesellenheim für Bocks Verein und lässt es seither um weitere Hunderttausende Euro sockelsanieren. Schon kommenden April werden in das Haus 80 Asylwerber einziehen können.

Mehr Infos über Ute Bock und ihren Verein: www.fraubock.at