aus dem Sinn
Die Sonde Voyager 1
Es sollte alles ganz schnell gehen: Start von der Erde aus Richtung Jupiter und danach zum Saturn. Das ganze in etwa drei Jahren. Mission accomplished. Doch aus dem Spaziergang zu den Planeten wurde ein Marathon zu den Grenzen des Sonnensystems
5. September 1977
Start Voyager 1
Jänner bis April 1979
Voyager 1 nähert sich Jupiter und fliegt schließlich in 350.000 Kilometer Entfernung am Planeten vorbei
12. November 1980
Voyager 1 fliegt am Saturn vorbei
14. Februar 1990
Pale blue dot, Familienfoto des Sonnensystems
Dezember 2004
Voyager 1 erreicht den Rand des Sonnensystems
Der 5. September 1977 war ein sonniger Herbsttag, an dem Voyager 1 mit einer Titan III Rakete in den Weltraum geschossen wurde. Das Missionsziel war die Erforschung der Planeten Jupiter und Saturn, die zwei größten Planeten im Sonnensystem.
Für die 1 ½ Jahre bis zum Jupiter gab es für Voyager 1 wenig zu tun. 16 km pro Sekunde ist ein gemächliches Tempo in der Raumfahrt. Trotzdem schnell genug, um die zwei Wochen früher gestartete Voyager 2 einzuholen, die einen anderen Weg einschlug, um auch Uranus und Neptun zu besuchen. Alle zwei Monate wurden die Systeme für einen Tag aufgeweckt, um zu sehen, ob noch alles da ist.
- Start der Atlas III Rakete mit Voyager 1 an Board (c) NASA
Voyager 1 ist mit einer Radionuklidbaterie ausgestattet, die noch bis zum Jahr 2020 genug Strom produzieren soll, damit sie ein Funksignal zur Erde senden kann. In dieser Batterie wird Wärme, die durch radioaktiven Zerfall entsteht, in elektrische Energie umgewandelt. Solche Batterien finden sich auch heute noch in modernen Sonden, wie etwa der Sonde Cassini-Huygens, die sich 20 Jahre später auf den Weg zum Saturn machte. Zur jetzigen Position der Sonde braucht ein Funksignal über 32 Stunden.
Neben verschiedenen Sensoren, befindet sich auch eine goldene Platte an Bord, auf der Informationen gespeichert sind. Könnte eine intelligente Lebensform diese Informationen entschlüsseln, würde sie viel über die Menschheit erfahren: Wo sie uns beispielsweise im Universum finden kann, wie wir aussehen und uns fortpflanzen und dass wir viel klassische Musik hören. Die Außerirdischen würden in über fünfzig Sprachen begrüßt werden und könnten einer kurzen Rede Kurt Waldheims lauschen, der zum Start der Sonde UNO-Generalsekretär war.
18 Monate Anflug, für zwei Tage Jupiter
Zum ersten Mal spannend wurde es rund drei Monate bevor Voyager 1 an Jupiter vorbeifliegen sollte. Jupiter, der größte Planet, war auch aus der Entfernung gut zu erkennen. Zwei Wochen vor dem Eintreffen wurden die letzten Kurskorrekturen vorgenommen. Rund 17.500 Fotos schickte Voyager 1 zur Erde, passierte in 30 Stunden alle Jupiter-Monde und entdeckte zwei neue, sowie einen Ring um den Planeten. Beeindruckend sind die Aufnahmen des „red spot“, eines Sturms, in der die Erde dreimal Platz hätte. Gewitterstürme in der Atmosphäre waren auch aus mehreren Millionen Kilometern Entfernung sichtbar.
Saturn
Zu Faschingsbeginn 1980, war Saturn an der Reihe. Neben einer Untersuchung der Ringe, standen wieder die Monde im Interesse, besonders der Mond Titan. Wegen der Methan-Athmosphäre folgerten einige Wissenschafter, dass es möglicherweise Leben auf dem Planeten geben könnte. Im Vorbeiflug stellte sich aber heraus, dass der ganze Mond von einer dichten Smogwolke umgeben ist, die keinen Blick auf die Oberfläche zuließ.
Über dem Südpol des Saturns schlug Voyager 1 seine endgültige Flugbahn ein, hinaus aus dem Sonnensystem. Kräfte-sparend ging der Flug weiter. Da die meisten Sensoren entweder defekt oder ausgeschalten sind, gibt es nur gelegentlich Funkkontakt.
Zum Rand des Sonnensystems
Anfang 1990, entschloss sich das Kontrollzentrum zu einem letzten Foto. Zum ersten Mal sollte das ganze Sonnensystem auf einem Bild Platz finden. Aus 6,4 Milliarden Kilometern Entfernung ist die Erde nur noch ein blasser, blauer Punkt.
Acht Jahre später, im Februar 1998, war auch Pioneer 10 eingeholt. Dadurch wurde Voyager 1 zum weitest entferntesten Objekt, das je von Menschen geschaffen wurde.
Schließlich erreichte Voyager 1 den Rand (2004). Und befindet sich seit etwa 9 Jahren in dieser Heliosheath. Hier nimmt die Geschwindigkeit des Sonnenwindes langsam ab und sollte theoretisch Null erreichen (Heliospause). Diese Zone soll Voyager 1 im Jahr 2014 erreichen.
Seit 2007 stirbt Voyager 1 langsam aber sicher den Energietod. Die noch verbleibenden, aktiven Instrumente werden in den kommenden Jahren abgeschaltet und aus der Sonde wird ein stummer Botschafter der Menschheit.
- Familienportrait des Sonnensystems (c) NASA
- Pale Blue Dot (c) NASA
- Der Rand der Heliosphäre (c) NASA
Factbox
- Voyager 1 ist 1.7962176×1010 km von der Erde entfernt
- ein Funksignal braucht über 30 Stunden bis zur Erde
- Voyager 1 hat ihre Missionsdauer bereits um 32 Jahre überschritten
- Voyager 1 wird noch bis 2020 Signale zur Erde funken