Berlin

Schlecker - keine Erfolgsgeschichte

Die insolvente Drogeriemarktkette Schlecker schloss in Berlin fast die Hälfte ihrer Läden.


Schlecker war in Deutschland nie für sein Ambiente beliebt. Die Verkaufsräume sollen die Waren billiger wirken lassen. Was Schlecker mit anderen, richtigen und falschen, Discountern verbindet. Schlecker gehört zu den falschen. Die Preise sind nicht niedriger als in anderen Drogerien, alles wirkt nur billiger.

Schleckermärkte müssen mit Notbeleuchtung und -belegschaft auskommen, so als wäre die Insolvenz schon immer das Geschäftsmodell hinter der ehemaligen Erfolgsgeschichte gewesen. Bei der Konkurrenz sehen nicht einmal die Lagerräume ähnlich schäbig aus, wie bei Schlecker die Verkäufsflächen. Bei DM oder Rossmann fragen die Kunden, ob eine zweite Kasse geöffnet werden könne, bei Schlecker, ob überhaupt Verkaufspersonal zugegen ist.

Die Geschäftsidee kam Mitte der siebziger Jahre aus dem Schwabenland. Der sparsame Metzgermeister Anton Schlecker hatte die goldene Idee, Drogeriemärkte nur mit dem Notwendigsten auszustatten, um so die Kosten niedrig zu halten. Die Idee ging auf und Schlecker expandierte schnell. Den Höhepunkt erreichte die Hyperexpansion in den neunziger Jahren. Nach der Wiedervereinigung wurden mehrere tausend Läden jährlich eröffnet.

Doch die Expansion fand ihre Grenzen. Im vergangenen Jahrzehnt sank die Zahl der Märkte und Angestellten in stetigem Tempo. Trotz der Konsolidierung konnte die negative finanzielle Entwicklung nicht aufgehalten werden. Auch die Menschen in den Wohngegenden zweiter Wahl, wo Schlecker meist anzufinden ist, entschieden sich immer öfter für die freundliche Konkurrenz.

Der vorläufige Tiefpunkt wurde jetzt erreicht. Etwa die Hälfte aller verbliebenen Filialen wurde geschlossen und 11000 Mitarbeiter entlassen. In der Sonnenallee in Neukölln schlossen alle drei Filialen. Die vermeintliche Goldgrube hat hier ein sichtbares Loch hinterlassen.