Berlin
Tacheles wieder ganz offen
Seltsame Vorgänge im Künstlerhaus Tacheles in Berlin bestärken die Künstler darin, weiterhin für Mitbestimmung im eigenen Haus zu kämpfen
Mehrere Monate war das fünfte Obergeschoss des Tacheles verschlossen. Der Zwangsverwalter hatte das angeordnet und den Künstlern den Zugang verweigert. Erst am letzten Maiwochenende konnten die dort gelagerten Kunstwerke wieder von den Schaffenden in Besitz genommen werden. Allerdings ist teilweise nicht mehr viel davon übrig. Eine Installation des Künstlers Amaru Cholango, die zuvor im Museum Potsdam ausgestellt war, wurde gänzlich verwüstet. Auch Werke von Alex Rodin wurden unter Verschluss gehalten, wogegen der Künstler bereits vor Monaten protestierte. Nun ist in einem seiner Bilder Schnitt zu sehen. Die Verwüstete Installation wurde in ihrem Originalzustand belassen und das Bild mit Schnitt wird jetzt ausgestellt, beides als Zeichen des Protests der Künstler gegen die Verwalter. Nachdem der Besitzer Pleite gegangen ist, ohne sich an Vorgaben für den Ausbau des Geländes gehalten zu haben, sind bereits zwei Termine für die Versteigerung der Immobilie verstrichen. Der nächste könnte bald bevorstehen.
Vertreter des Vereins Tacheles sehen hinter alldem mehr als nur einen Skandal. Der ehemalige Besitzer, der genaue Vorgaben für den Ausbau des Geländes bis 2004 hatte, hat das umliegende Gelände brach gelassen. Beim Kauf 1998 hatte er bei zwei Banken Kredite aufgenommen, bei Tacheles vermutet man ein geplantes Pleitegeschäft. Der Pleitier scheint von seinem scheitern selbst zu profitieren, der er über eine zweite Firma sein eigener Gläubiger ist.
Auch bei der Konkursverwaltung gibt es nach Ansicht des Tacheles doppelte Interessen, zum eigenen Vorteil könnte bei der Versteigerung ein Preis unter dem eigentlichen Wert der Immobilie angestrebt werden. Deshalb will man bis zu den nächsten Verhandlungen am 20. Juni eine neue Verwaltung durchzusetzen.
Ein doppeltes Spiel wirft man bei auch der Berliner Stadtverwaltung vor. Diese bekunde zwar immer wieder, auf Seiten der Künstler zu sein, habe im Hintergrund aber geplant, günstig an das Grundstück zu kommen. An einem Runden Tisch zum Schicksal des Tacheles will sie nicht teilnehmen.
Die Künstler wollen einer geplanten Lösung ohne sie weiter im Weg stehen.
- Alex Rodins beschnittenes Werk (Foto: Johanna Faber)
- Amaru Cholangos Installation im Originalzustand
- Der Künstler in seiner Installation