Ritual Groove Music: Nik Bärtsch's Ronin
Anlässlich des gerade bei ECM erschienenen Albums „Live“ und dem bei uns erscheinenden Interview mit Nik Bärtsch's Ronin stellen wir die Band und ihre Musik vor.
„Entschuldigung, kann man hier irgendwo günstig parken?”, frage ich einen Mann vorm Eingang des Exil. Es ist ein Montag Mitte August 2012 und wie an jedem Montag spielt auch heute wieder Nik Bärtsch's Ronin in dem Club, den Nik Bärtsch selbst mitbegründet hat. Seit elf Jahren existiert Ronin. Die Gruppe begann mit Nik Bärtsch (Piano, Fender Rhodes), Kaspar Rast (Schlagzeug) und Björn Meyer (E-Bass). Später kamen Andi Pupato (Perkussion) und Sha (Saxophon, Bass- und Kontrabassklarinette) hinzu. 2011 ersetzte Thomy Jordi Björn Meyer am E-Bass, 2012 verließ Pupato die Band wieder. Derzeit treten Ronin also als Quartett auf.
- Nik Bärtsch’s Ronin in der aktuellen Formation: Thomy Jordi, Nik Bärtsch, Kaspar Rast & Sha. Foto © by Martin Möll
„Module” nennen Ronin ihre Stücke. Man kann sich das so vorstellen: Die Module stellen die Elemente eines musikalischen Baukastens dar, mit welchem die Band spielt, sie werden immer wieder neu angeordnet, ergänzt, umgestaltet. Die Module erleben dabei eine ständige Weiterentwicklung, es ändern sich das Tempo, das Arrangement, das Verhältnis zwischen Komposition und Improvisation, zwischen Stille und explosionsartiger Entladung. Bei aller Veränderung lassen sich die Stücke aber immer wiedererkennen. Für das Ergebnis ist wohl keine Bezeichnung treffender als die von der Band selbst gewählte: Ritual Groove Music. Diese siedelt sich Bärtsch zufolge irgendwo zwischen Jazz und moderner Komposition, Progressive Pop, Ritual Music und Groove Music im Allgemeinen an und ist mittlerweile bereits auf fünf Studioalben und zwei Live-Alben verewigt.
Ronins neueste Veröffentlichung ist das im September des Jahres beim Münchner Plattenlabel ECM als Doppel-CD erschienene Album „Live“. Aus insgesamt 50 Konzerten, die Perkussionist Pupato zwischen 2009 bis 2011 auf der Bühne selbst mitgeschnitten hatte, haben Ronin für dieses Album neun Stücke ausgewählt, die sie, so Bärtsch, „in ihrer Eigenständigkeit überzeugt“ hatten. Das Album stellt für Ronin den Übergang zwischen zwei Ären dar, ist es doch die letzte Veröffentlichung, an welcher Björn Meyer und Andi Pupato mitwirken. Dieser Übergang findet sich auch in der Anordnung der Stücke wieder: Schon das erste Stück des Albums, Modul 41_17, ist geprägt von einem langen Solo von Björn Meyer. Bei Modul 55, dem letzten Stück des Albums, spielt bereits Thomy Jordi den E-Bass. Jordi war unter anderem bei Helge Schneiders Band The Firefuckers und der deutschen Pop-Rock-Gruppe Rosenstolz als Bassist tätig gewesen und spielt bei Ronin nun, wie er selbst sagt, „in der „besten Band der Welt”. Seinen Platz in der Band muss Jordi aber nicht mehr suchen – er hat ihn schon gefunden.
Zurück nach Zürich: „Hm, eher schwierig“, antwortet der Mann vorm Exil auf meine Frage nach einem günstigen Parkplatz, „aber bei so einem Konzert ist das Parkgeld doch eh egal!“ Und Recht hat er!
Mit Worten Musik zu beschreiben ist schwierig, bei der Musik von Ronin ist es vielleicht besonders schwierig. Deswegen gilt es, sich selbst ein Bild zu machen. Die Band ist live immer montags im Exil in Zürich zu hören und ist zudem viel auf Tournee. Wem’s sich live nicht ausgeht, der kann sich die Musik von Ronin gemütlich zu Hause vor der HiFi-Anlage anhören. Und das am besten in ordentlicher Lautstärke!
Danke Ronin für Ihre Musik.
Danke Fabian Dörler für das Lektorat dieses Beitrags.