aus dem Sinn

Konkurse im heimischen Fußball - Teil 1

Immer mehr Traditionsvereine, welche die Geschichte des österreichischen Fußballsports mitgeschrieben haben, bleiben durch fehlende Strukturen, utopische Zielsetzungen, Misswirtschaft und den anschließend unvermeidbaren Konkurs, nur noch eine vage Erinnerung. Erinnerung an eine Zeit, die zumeist schon vorbei war, ehe sie richtig angefangen hatte.


1926 - Simmeringer Sportclub

1934 - Sport-Club Rudolfshügel

1988- SC Eisenstadt erstmals in Konkurs

1990er Jahre - der Wiener Sport- Club konnte sich mit einem neuen Namen aus den Schulden befreien

1998/99- der Abstieg begann. Am Schluss spielte Vorwärts Steyr in Spielklasse acht

November 1999 - Das Flash St. Pölten-Intermezzo

2002- Trotz prominenter Trainer, der FC Tirol Innsbruck ist pleite

2006- Konkurs. 2007 "Sturm ist frei"

2008 - Schulden in Millionen Höhe (Euro)

2008/09- Im Westen nichts Neues. Der FC Dornbirn 1913 bankrupt.

2012 - Grazer Athletiksportklub

Wir schreiben den 30. Oktober 2012. Der Grazer Athletiksportklub steht zum vierten Mal innerhalb von nur fünf Jahren (2007-2012) vor dem finanziellen Ruin. Doch diesmal kommt jede Hilfe zu spät. Der steirische Traditionsverein muss den Spielbetrieb einstellen. Mit ihm verliert nicht nur Stadtkonkurrent Sturm Graz seinen geliebten Feind, nein, Österreich verliert ein Stück Fußballgeschichte. Doch nicht nur diese Vereinsgeschichte wurde von Misswirtschaft und Konkursen geprägt.

Seit 1926 gingen zahlreiche österreichische Fußballvereine in Konkurs. Schockierend für das kleine Fußballland Österreich. Man kann nur hoffen, dass die Klub-Vertreter dieser Tage erkennen, dass man sich nach und nach um die letzten große Namen des nationalen Fußballsports bringt und damit das an sich schon sehr angeschlagene Image beschädigt. Ein Rückblick.

 

Simmeringer Sportclub

Der erste Verein, der während der 1. Republik Konkurs anmelden musste, war der Simmeringer Sportclub im Jahr 1926. In Zeiten des Ersten Weltkrieges litt der Verein an einem Mangel junger Männer, es war oft schwer elf Spieler zusammen zu bekommen. Nur die Sistierung des Abstiegs sicherte dem SSC die Erstklassigkeit. Nach Ende des Krieges versuchte man eine neue Mannschaft aufzubauen und legte damit einen Grundstein für die erfolgreichen Jahre des Vereins. 1926 erreichte man den dritten Rang in der höchsten Spielklasse Österreichs. Doch folgend hatte der SSC mit finanziellen Problemen zu kämpfen und musste 1928 schließlich in die zweite Division absteigen, in welcher man bis 1951 – ausgenommen der Saison 1937/38 – auch bleiben musste. 

Danach konnte man sich wieder in der obersten Spielklasse etablieren, spielte 1960 sogar um den Mitropokal, war aber gezwungen immer wieder seine besten Spieler zu verkaufen, um den finanziellen Defiziten entgegenzuwirken. Mitte der 1960er Jahre wurde der SSC immer mehr zu einer „Fahrstuhlmannschaft“, und wechselte permanent zwischen der 1. und 2. Division. Spekulationen über einen möglichen Konkurs machten die Runde, ebenso eine Fusion mit einem anderen Verein wurde kolportiert. Doch daraus wurde nichts. 

Der 1. Simmeringer Sportclub verschwand sportlich gesehen in der Bedeutungslosigkeit. 1994 jedoch konnte man den Zwangsausgleich mit aller Kraft durchsetzen und finanziell getrost in die Zukunft blicken.    

 


Sport-Club Rudolfshügel

Der Sport-Club Rudolfshügel, ein Fußballverein aus Wien-Favoriten, existierte von der Vereinsgründung 1902, bis zur Auflösung 1934. 15 Saisonen spielte man um den Titel der österreichischen Meisterschaft und wurde 1919 sogar Vizemeister. 

1927 war der Gang in die zweite Liga nicht mehr zu verhindern. Im Jahr zuvor wurde man vor der Hertha mit nur 12 Zählern Vorletzter; 1925, als man wieder in die höchste Spielklasse zurückgekehrt war, wurde man mit nur 7 Punkten sogar Letzter, den Abstieg setzte man aber aus. 

Im Oktober 1927 wurde der Klub vom Verband suspendiert, da man Gehälter nicht mehr an die Spieler Englert und Ambros zahlen konnte. Wirtschaftlich konnte sich der SpC lange nicht rehabilitieren und trat schließlich im Sommer 1928 der VAFÖ (Freie Vereinigung der Fußball-Amateurvereine Österreichs) bei und absolvierte einige Saisonen in der VAFÖ-Meisterschaft, ehe sich der Verein 1934 komplett auflöste. 


SC Eisenstadt

Ein weiterer Traditionsverein musste gleich dreimal den finanziellen Ruin ankündigen: Der SC Eisenstadt, 1907 während der Österreichisch-Ungarischen Monarchie als Kismarton FC aus der Taufe gehoben, war lange Zeit Aushängeschild des burgenländischen Fußballs und erlebte seine erfolgreichsten Zeiten in den 1970er und 80er Jahren. 1988 waren diese Zeiten jedoch zu Ende. In jenem Jahr meldete der Verein nach dem Abstieg in die zweite Division erstmals Konkurs an. Nur durch einen 20-prozentigen Zwangsausgleich konnte man der Liquidation entgehen. In der Saison 2006/07 stand man ein zweites Mal vor dem Aus: Der SC Eisenstadt hatte Schulden in Höhe von 6.000 Euro gegenüber dem Burgenländischen Fußballverband, doch durch Richard Trenkwalder, der Anfang 2007 als Sponsor eingestiegen war, konnte man diese begleichen und den weiteren Spielbetrieb aufrechterhalten. 

Nur ein Jahr später folgte dann wirklich das Ende: Im Frühjahr 2008 beantragten die Spieler des SC Eisenstadt aufgrund ausstehender Gehälter den Konkurs des Klubs. Forderungen von zwei Millionen Euro sollte der frühere Traditionsverein begleichen. Trenkwalder konnte zwar mit einer Zahlung von 20.000 Euro den SC Eisenstadt bis Ende April 2008 am Leben erhalten, die vereinbarte Kaution von 60.000 Euro, die den Spielbetrieb bis Ende der Saison gesichert hätte, konnte man nicht mehr bezahlen. So zog Masseverwalter Willibald Stampf sechs Runden vor Saisonende der Regionalliga Ost einen Schlussstrich und die Geschichte des damals Letztplatzierten SC Eisenstadt nahm nach 101 Jahren ein unrühmliches Ende.  


SC Krems

1990 wurde die 40-prozentige Quote des gerichtlichen Ausgleichsverfahrens seitens des SC Krems bezahlt; am 3. Jänner 1996 meldete der Klub Konkurs an, um die Altlasten von mehr als einer Million Schilling zu begleichen. Seine glorreiche Zeit erlebte der Verein in den späten 1990er Jahren. 1988 avancierte man zum Pokalsieger als man sich gegen den großen FC Tirol aufgrund der Auswärtstorregel (2:0; 1:3) durchsetzte. Im einstigen Supercup scheiterte man an Rapid mit 1:3 nach Elfmeterschießen. Auch für den Europapokal der Pokalsieger hatte man sich qualifiziert, schied aber gegen den DDR-Pokalsieger Carl Zeiss Jena nach einem 0:5 in Jena und einem 1:0-Heimerfolg ohne jede Chance aus. 


Wiener Sport-Club

Eine Möglichkeit, sich selbst aus den Schulden zu befreien, hat der Wiener Sport-Club gefunden: Zweimal folgte beim Wiener Sport-Club in den 1990er Jahren auf finanzielle Schwierigkeiten der Konkurs, die darauffolgenden Verfahren konnten aber mit Ausgleich abgeschlossen werden. 1994/95 musste der Traditionsklub zwangsweise in die Regionalliga Ost absteigen. 2002 folgte die Spaltung des Stammvereins mit dem Fußballklub, der heute als „Wiener Sportklub“ bekannt ist. Für die neue Nennung muss der Verein jährlich 10.750 Euro an den Wiener Sport-Club zahlen, der das Geld zum Großteil für den Zwangsausgleich verwendet.  


Rapid Wien

Anfang der 1990er Jahre befand sich Rapid Wien in einer sportlichen und finanziellen Krise. 1991 kam es zur Gründung der Rapid AG; der Gang an die Börse endete 1994 aber mit einem Desaster. Der Chef der Rapid AG wurde in den USA wegen Drogenwäscherei verhaftet und die Wertpapiere waren plötzlich wertlos. 

Die Vereinslegende Hans Krankl brachte die Hütteldorfer in seiner Amtszeit als Trainer nicht aus dem Mittelfeld heraus. Im heimischen Pokal erreichte man zwar 1990, 1991 und 1993 das Finale, scheiterte aber an Austria Wien (1990, 1:3 n.V), Stockerau (1991, 1:2) und Wacker Innsbruck (1993, 1:3). Mehrmals blieb Rapid Wien die Qualifikation für den Europacup verwehrt, 1989/90 aber erreichte man die dritte Runde und bejubelte zudem einen 2:1-Heimsieg über den späteren UEFA-Cup-Sieger Inter Mailand. Bezeichnend für diese Zeit war das 0:5-Debakel gegen VSE-St.Pölten vor eigener Kulisse am 5. Mai 1993. 

1993 und 1994 stand der Verein kurz vor dem Konkurs. Die Bank Austria, die die Rapid AG durch Firmeneinkauf unfreiwillig übernommen hatte, wollte den Traditionsverein zunächst sterben lassen oder, was für den Rapid-Anhang noch viel schlimmer gewesen wäre, mit dem Stadtkonkurrenten Austria Wien fusionieren. 

Die Fans drohten zu Hunderten ihre Bankkonten bei der Bank Austria aufzulösen, käme es zu einer Liquidation ihres Vereins. Der Konkurs war schnell kein Thema mehr; was folgte, war ein Vergleich. Am 5. April 1993 brachte man den Antrag mit einer 40-prozentige Quote ein, am 30. Juni 1996 wurde dieser vollzogen, da die Bank Austria eine Bankgarantie von 17 Millionen Schilling bewilligte


SK Vorwärts Steyr

Mit etwa 15 Millionen Schilling war der Traditionsverein Vorwärts Steyr bereits im Jahr 1995 hoch verschuldet. Nur eine Sanierung des Vereins durch eine Bürgschaft der Stadt Steyr konnte den sich in einer aussichtslosen Situation befindlichen Klub noch retten. 1998/99 stieg man ein letztes Mal für ein Jahr in die Bundesliga auf. Doch schon am 29. Mai folgte das Ende mit einer 0:2 Niederlage gegen den LASK . Mit dem Abstieg in die zweithöchste Spielklasse drohte auch finanziell der Abstieg. Ausstehende Gehälter konnten nicht mehr regelmäßig bezahlt werden, die Spieler kehrten dem Verein den Rücken zu. 

Doch man wollte den heutigen Kultklub aus Oberösterreich mit aller Kraft retten. 
Mit dem vermeintlichen Großsponsor „Komm und Kauf“ hoffte man damals das Beste. Diese überhastete Aktion hatte auch eine Umbenennung des Vereins in „SV Komm und Kauf Vorwärts Österreich Steyr“ zur Folge. Datiert am 11. Jänner 2000 waren die  Schulden bereits auf kolportierte 36 Millionen Schilling herangewachsen. Dann war Schluss; dem Verein wurde die Lizenz entzogen. 

Nur durch die Übertragung eines Baurechts von 4.000mdes Vorwärtsstadions an die Raiffeisenbank Sierning, wurde der Stadt Steyr die Haftung eines Kredits von über 9 Millionen Schilling erlassen. Nach einem später erfolgreichen Zwangsausgleichverfahrens konnte der Spielbetrieb wiederhergestellt werden, allerdings startete man 2000 in der 2. Klasse Ost (achte Spielklasse).   


FCN St. Pölten

Der VSE St. Pölten ging 1998, nach der Fusion mit dem sich damals in der zweiten Division befindlichen SV Gerasdorf, als FCN St. Pölten in die neue Saison. Mit der neuen Nennung verschwanden auch die Vereinsfarben Blau und Schwarz. Man wollte wieder in der höchsten Spielklasse vertreten sein, kämpfte lange mit SW Bregenz um den Wiederaufstieg, letztendlich verblieb man aber auf dem zweiten Platz und verpasste das ausgegebene Ziel. 

Im November 1999 war der Verein hoch verschuldet. Obmann Franz Hain und Vertreter der Stadt St. Pölten fielen auf die rigorosen Machenschaften von Benjamin Englisch herein, der ein Angebot der US-amerikanischen Investmentgruppe "inFavorit" vorlegte, um den krisengebeutelten Klub aus der finanziellen Not zu helfen. Der Vertrag zwischen dem Traditionsverein und inFavorit-Geschäftsführer Albin Walchshofer wurde noch am selben Tag unterzeichnet. Gegen den vermeintlichen Großerben Benjamin Englisch wurde damals bereits mehrfach von Polizeibehörden ermittelt; 1991 wurde er in Garsten schon wegen Betrugs inhaftiert. 

Der 42-Jährige versicherte gegenüber dem Wirtschaftsblatt (19.11.1999): "In dem Topf, den die 25 Unternehmen für das Projekt gebildet haben, liegen rund 420 Millionen Dollar (rund 5,54 Milliarden Schilling)." Er selbst wollte zusätzlich 230 Millionen Schilling von seiner Erbschaft einbringen. Der erste Betrag aus dem Fonds, 60 Millionen Schilling, sei bereits auf dem Konto der Österreichischen Nationalbank eingetroffen. Der Verein blickte nun getrost in eine glorreiche Zukunft. "Ich möchte zeigen, dass man in Österreich etwas zu Stande bringen kann", so Englisch. Und versicherte, wenn er Geld habe, "allen eins auszuwischen". Eine Million Dollar hatte er laut eigenen Aussagen bereits in das Projekt investiert; und das aus eigener Tasche. 

Doch das Geld existierte nicht. Englisch verschwand, wurde später wegen schwerem gewerbsmäßigem Betrug an einem Linzer Unternehmen verhaftet. Gesprochen wurde zuvor aber schon vom neuen Namen Flash St. Pölten, einem riesigen Stadion, zwei Milliarden Dollar und der Champions League. Der Bau der neuen Heimstätte hatte für den geglaubten Mäzen oberste Priorität: "Wenn wir kein Stadion bauen können, sperren wir den Verein zu", erklärte er gegenüber dem Wirtschaftsblatt. inFavorit setzte utopische Ziele, wollte den Verein innerhalb von zehn Jahren dauerhaft an der europäischen Spitze etablieren und war bereit, große Summen zu investieren. Wie viel Geld dafür nötig sei, bezifferte man lapidar: "Soviel wir halt brauchen."Das Ende des Klubs aus Niederösterreich schien näher zu kommen. Und das hatte einen Grund: Schulden. 

Der FCN St. Pölten entschied das Unternehmen "inFavorit" zu klagen; betroffen war der Geschäftsführer Albin Walchshofer, der den Vertrag mit dem Verein einst unterzeichnet hatte. Darin wurde unter anderem die Begleichung der Altlasten von 26 Millionen Schilling vereinbart - dazu sollte es nie kommen. 

Ursprünglich wollte Englisch in den oberösterreichischen Traditionsverein LASK investieren, doch dessen Vertreter lehnten die Übernahmepläne in einer Generalsversammlung strikt ab.

In der folgenden Saison 1999/00 konnte der FCN das Niveau nicht mehr halten, da der Kader aus finanziellen Gründen reduziert wurde. Jegliche Aufstiegsambition war damit verflogen. Im Herbst befand man sich auf dem 7. Tabellenplatz und der 3:0-Erfolg beim WSG Wattens am 13. November 1999 sollte das vorerst letzte Spiel des Vereins sein; die Bundesliga verweigerte diesem im Winter die Spiellizenz. 

Im Jänner strebte man den Zwangsausgleich an, und wollte mit der U18-Jugendmannschaft die Saison beenden. Am 12. Jänner 2000 wurde aber von jenen Spielern, die keine Gehälter mehr ausbezahlt bekamen, der Konkursantrag gegen ihren Arbeitgeber gestellt. Am 28. Februar wurde das Konkursverfahren eröffnet und dem Verein wurde die Lizenz entzogen. Die Spieler, die zunächst verlautbarten, den Klub selbst führen zu wollen, waren damit frei und die noch ausständigen Spiele wurden mit 0:3 strafverifiziert. 

Nach der Auflösung des FCN hob man noch im Juni den SKN St. Pölten aus der Taufe. Dieser begann in der 2. NÖ-Landesliga und spielt seit der Saison 2008/09 in der zweithöchsten Spielklasse Österreichs. 


FC Tirol

Auch Prominenz schützt nicht vor Niederlagen: Mit Hans Krankl verpflichtete der FC Tirol Innsbruck 1994 einen prominenten Trainer, investierte hohe Summen in einen neuen Kader und erfüllte der lebenden Legende beinahe jeden Spielerwunsch. Schon damals stand der Verein kurz vor der Auflösung. Der frühere Präsident Klaus Mair wurde wegen Veruntreuung verurteilt, nur durch namhafte Politiker aus Tirol konnte der FC Tirol Innsbruck gerettet werden. Fünf Jahre und vier Trainer später sollte unter Trainer Kurt Jara der erwartete Höhenflug folgen und man feierte 2000 und 2001 zwei gewonnene Meisterschaften. Joachim Löw, heute Teamchef Deutschlands, bescherte dem FC Tirol Innsbruck 2002 den dritten und vorerst letzten Titel en suite. Die Schulden wurden größer und konnten selbst durch zahlreiche Notverkäufe von Spielern nicht mehr eingedämmt werden. So meldete der Klub bereits 2002 Konkurs an und löste sich nach Entzug der Bundesligalizenz auf.  


Sturm Graz

 

Unter lautstarken Fanprotesten verkaufte Präsident Hannes Kartnig die ehrwürdige „Gruabn“, die ehemalige Spielstätte des Klubs, für rund 1,4 Millionen Euro an die Stadt Graz. Schon damals war die finanzielle Lage angespannt und ein Verkauf sollte den steirischen Traditionsverein aus der misslichen Lage führen. Nachdenklich über die Zukunft des Vereins konnte man aber bereits viel früher, im Jahr 2001, werden, als Hannes Kartnig Stürmer Charles Amoah für eine Rekordsumme von rund 50 Millionen Schilling vom schweizerischen Verein FC St. Gallen an die Mur holte.

2006 war seitens des Kreditschutzverbandes 1870 (KSV) von etwa 8,6 Millionen Euro Schulden die Rede, in der Saison 2006/07 stand der Verein folglich kurz vor dem Aus. Im April verweigerte die Bundesliga Sturm die Lizenz in erster Instanz, man sollte diese aber in zweiter Instanz zugesprochen bekommen. Am 1. September 2006 stellte die Finanzprokura nach erfolglosen Verhandlungen einen Konkursantrag beim Landesgericht Graz und forderte rund 1,2 Millionen Euro. Am 23. Oktober stellte der Verein selbst einen Konkursantrag, gemeinsam mit einem Antrag auf einen Zwangsausgleich. 

Am 25. Jänner 2007 nahmen 140 Gläubiger schließlich den Zwangsausgleich an, der gemeinsam mit der Styria Medien AG, der Raiffeisen-Landesbank Steiermark und der Grazer Wechselseitige-Versicherung beglichen werden konnte. Hans Rinner, der in jenem Jahr das Amt des Präsidenten übernommen hatte, besiegelte den Erfolg mit den legendären Worten: „Sturm ist frei.“

Zehn Punkte wurden Sturm Graz von der Bundesliga in der laufenden Meisterschaft abgezogen; zusätzlich zu den drei Minuspunkten, mit denen der steirische Traditionsverein in die Saison 2006/07 gestartet war (eine "Auflage" für die Erteilung der Bundesligalizenz). Trotz alledem beendete die Mannschaft unter Franco Foda die Saison auf dem siebten Tabellenplatz. Ohne die Punkteabzüge hätte der Verein aus der steirischen Landeshauptstadt den vierten Rang belegt. 


  • (c) Rahb Ayers

FC Kärnten/ Austria Kärnten

Beim vierfachen Meister der Regionalliga Mitte, FC Kärnten, stellte man Anfang 2009 den Spielbetrieb ein, nachdem 2008 der Konkursantrag gestellt wurde. Es ging um Verbindlichkeiten in Höhe von 2,8 Millionen Euro. Zudem ergab sich später durch einen Rechtsstreit der Vereine FC Kärnten und Austria Kärnten ein Streitwert von satten 4.156.610 Euro

Am 3. August 2011 wurde in erster Instanz für den FC Kärnten entschieden. Austria Kärnten hatten nun Schulden in Höhe von knapp 1,2 Millionen Euro beim FC. Woher der Klub das Geld nehmen sollte, war unklar. Denn der Verein Austria Kärnten existierte seit dem Sommer 2010 nicht mehr. Wie auch der FC Kärnten seit 2008.

Stadt und Land hafteten jeweils mit 550.000 Euro für den maroden Verein Austria Kärnten; winkten aber in weiterer Folge ab, diesem unter die Arme zu greifen. Das Geld war bereits für einen neuen Verein, den SV Austria Klagenfurt, gedacht.

Sportreferent Gerhard Dörfler (FBK) meldete sich zur Causa Austria Kärnten einst wie folgt zu Wort: "Schade, dass es nach dem sportlichen Konkurs jetzt auch den monetären Konkurs gibt. Ich bin Sportreferent und habe Sportmittel für Vereine und Projekte zur Verfügung zu stellen, aber keinesfalls für eine Konkurs- oder Ausgleichsfinanzierung. Diesem Wunsch des Herrn Präsidenten werde ich sicher nicht nachkommen, denn es würde kein Steuerzahler verstehen, dass wir in Zeiten der Sparpakete einerseits Leistungen zurücknehmen müssen, aber gleichzeitig den Ausgleich eines pleite gegangenen Fußballclubs finanzieren. Das wird sicher nicht stattfinden." Und führt weiter aus: "Wenn man so viel Fördergeld erhält und trotzdem eine Insolvenz das Ergebnis des Ganzen ist, ist mein Latein am Ende."

Der Rechtsstreit war aber damit noch nicht abgeschlossen. Im Jänner 2012 einigten sich die beiden Masseverwalter Kurt Hirn (FC Kärnten), Roland Grilc (Austria Kärnten) und Michael Sommer als Vertreter der Stadt am Landesgericht in Klagenfurt, auf einen Vergleich von 840.000 Euro und legten den Rechtsstreit vorerst bei. 

Im Februar 2012 trat man aufgrund einer neuen Ausbildungsentschädigungs-Berechnung erneut vor Gericht. Der Präsident des FC Kärnten hat diese in Auftrag gegeben und diese belief sich auf mehr als eine Million Euro (Kleine Zeitung) und nicht auf die im Verfahren angenommene Summe von 588.000 Euro

Masseverwalter Kurt Hirn verwies auf die Ausbildungsentschädigung von knapp 964.000 Euro (Wiener Zeitung). Es hieß, dass ein Gutteil des der Kärntner Hypo Bank gehören würde, sollte es zu einer Einigung zugunsten des FC Kärnten kommen. Grund dafür ist ein Absonderungsrecht, das der FC Kärnten in der Vergangenheit mit der Bank abgeschlossen haben soll. Gewinnt die Austria den Rechtsstreit, würde die Hypo eine Quote aus dem Rechtsstreit und aus jener des FC Kärnten beziehen. 

Auf etwa 3,1 Millionen Euro beliefen sich die Schulden von Austria Kärnten, mit weiteren 1,5 Millionen Euro stand das Tochterunternehmen in der Kreide; darin war außerdem eine Forderung von 1,1 Millionen Euro seitens des Vereins enthalten. 

"Die genaue Höhe der Forderungen werden sich erst im Laufe des Verfahrens beziffern lassen. Zur Klärung stehen unter anderem Forderungen der Stadt Klagenfurt in Höhe von 750.000 EUR, sowie Verbindlichkeiten gegenüber des damaligen FC Kärnten in Höhe von 1,1 Millionen EUR. Auf der Aktiva Seite des Vereins stehen ein Barvermögen von 300.000 EUR, Anlagewerte von ca. 50.000 EUR und Haftungen des Landes Kärnten, welche sich auf die Forderungen des FC Kärnten beziehen", erklärte der Verein Austria Kärnten am 15. Juni 2010 in einer Aussendung.

Gläubiger war unter anderem auch die in die Schlagzeilen geratene Hypo Group Alpe Adria Bank. Sie forderte 1,9 Millionen Euro aus offenen Sponsorenverträgen. Auch der frühere Trainer der Kärntner Austria, Frenkie Schinkels, hatte eine offene Forderung gegenüber dem Verein von knapp 200.000 Euro und geriet mit dem Verein in einen Rechtsstreit. Im Oktober 2010 wurde ein Vergleich von 50.000 Euro aus dem Insolvenzfonds zugunsten des früheren Fußballers erzielt. 

Der ehemalige Präsident und frühere BZÖ-Parteikollege von Jörg Haider, Mario Canori, wollte den Verein mit aller Kraft retten, strebte eine 20-prozentigen Zwangsausgleich an - doch er sollte scheitern. Mindestens 600.000 Euro brauchte der Klub, um die Quote zu erfüllen. Aufgrund von Unstimmigkeiten dessen, sprach man damals gar von etwa einer Million Euro. Der SK Austria Kärnten stellte nach nur drei Jahren, direkt nach der Saison 2009/10, den Spielbetrieb wieder ein. Im Sommer 2007 erst startete man mit der Lizenz des einstigen SV Pasching in der obersten Spielklasse.  

Schon 2008 und 2009 hatte der Verein erst in zweiter Instanz die Spiellizenz erteilt bekommen. Ein drittes Mal sollte das nicht gelingen. Und das obwohl die Stadt Klagenfurt dem Klub ein Darlehen von etwa 800.000 Euro gewährte. 

Jüngst stand sogar eine Rückkehr des FC Kärnten im Raum. Der ehemalige Präsident Josef Steindorfer wollte seinen Klub wieder zum Leben erwecken. Dem FC Kärnten stehen schließlich 1,2 Millionen Euro von Austria Kärnten zu. Zudem hoffte man auf Förderungen für die Klagenfurter Nachwuchsakademie, die dem Verein vertraglich zugesichert wurde. Übernehmen wollte man den Platz der maroden Austria Klagenfurt in der Regionalliga Mitte. Doch dazu sollte es (vorerst) nicht kommen. 


FC Dornbirn 1913

Der FC Dornbirn 1913. In der Saison 2008/09 wurde der kleine Verein aus Vorarlberg Meister der Regionalliga West und stieg in die zweithöchste Spielklasse Österreichs auf. Und damit waren die schönen Zeiten wieder vorbei. 

Zwei Runden vor Saisonende war der prompte Abstieg nach der 1:8-Niederlage gegen Admira Wacker Mödling besiegelt. Die Bundesliga gewährte dem Verein zu diesem Zeitpunkt auch keine Lizenz für einen Erstligaplatz. Zwar gab es durch den Konkurs von Austria Kärnten keinen Absteiger aus der Bundesliga und so hätte man sich mit einem Relegationsspiel in der Liga halten können; letztendlich war man wieder in der Regionalliga West. 

Doch dem nicht genug: Am 4. August brachte die FC Dornbirn Spiel- und BetriebsgesmbH selbst den Konkursantrag ein. Das Konkursverfahren war eröffnet, die Schulden beliefen sich auf rund 277.000 Euro (laut transfermarkt.at rund 250.000). Mit einem stillen Ausgleich konnte die missliche Lage geregelt werden.  


Grazer Athletiksportklub

"Der Verein, in dem ich gespielt habe, ist seit sechs Jahren tot. Diese Jahre in der Regionalliga waren schon traurig genug. Ob Regionalliga oder 1. Klasse macht keinen Unterschied", sagt die GAK-Tormannlegende Savo Ekmecic in einem Interview mit der Kleinen Zeitung. Wahre Worte des ehemaligen Fußballspielers. Der erste Konkursantrag wurde am 23. Februar 2007 seitens der Finanzprokura eingebracht. Der frühere Präsident des GAK Stephan Sticher beantragte am 2. März einen Zwangsausgleich. Die Schulden betrugen damals kolportierte 16,5 Millionen Euro. Am 19. April konnte man dem finanziellen Exodus erfolgreich entgehen. Der Zwangsausgleich wurde mit einer Barquote von 20 Prozent bewältigt – und am 8. Mai des Jahres das erste Konkursverfahren abgeschlossen. 

Doch bereits am 5. September 2007 folgt der zweite Konkursantrag seitens des Vereins. Wieder stimmen die Gläubiger für einen Zwangsausgleich zu einer Barquote von 20 Prozent. Die anerkannten Forderungen beliefen sich damals auf 17,5 Millionen Euro. Am 2. September 2008 wurde der Zwangsausgleich vollzogen, das Konkursverfahren endete; am 19. des Monats wurde der Zwangsausgleich abgeschlossen.

Am 31. Oktober 2009 kommunizierte Anton Kürschner, der am 21. November des Vorjahres neuer Präsident wurde, einen Schuldenstand von rund 800.000 Euro. Mitte November betrug dieser bereits 893.000 Euro. Am 24. November 2009 folgte der dritte Konkursantrag seitens des Vereins binnen zwei Jahren. Durch Zahlungen des Ex-Präsidenten Rudi Roth, konnte im Oktober des Folgejahres der Zwangsausgleich auch ein weiteres Mal über die Bühne gebracht werden. 

Am 19. Oktober 2012 beantragt der GAK zum vierten und letzten Mal Konkurs. Eine Überschuldung von rund 200.000 Euro, Verbindlichkeiten für Mieten und Gehälter in Höhe von rund 350.000 Euro sowie 2,15 Millionen an Finanz- und Kommunalsteuerschulden sollte der Verein begleichen. Am 30. Oktober folgte das jähe Ende. Die 25.000 Euro Kaution konnte man nicht bezahlen und so kam es zur Schließung des Vereins nach 110 Jahren Vereinsgeschichte.

Heute tritt der Grazer Kultklub neugegründet unter dem Namen "GAC" auf; und trägt seine Spiele in Weinzödl aus. Beachtliche 910 ZuseherInnen lockte der "neue GAK" 2013 zu Saisonbeginn auf den Fußballplatz. Und das im Steirercup gegen den Unterligaklub TUS Rein. 


QUELLEN

1. SC Simmering

1. Simmeringer SC

Sport-Club Rudolfshügel

SpC Rudolfshügel

SC Eisenstadt

Aus für SC Eisenstadt (orf.at)

SC Eisenstadt (Transfermarkt)

SC Krems

Alle Pleiten im österreichischen Fußball seit 1983 (news.at)

SC Krems

Wiener Sport-Club

Wiener Sportklub

Wiener Sport-Club

Wiener Sportklub und Wiener Sport-Club (groundhopping.de)

Rapid Wien

"I gfrei mi wahnsinnig": Rapid Wien im Europacupfinale (zeit.de)

Insolvente Klubs (derstandard.at)

SK Vorwärts Steyr

"Massengrab" Erste Liga (vsport.at)

Gegnercheck: Vorwärts Steyr (Sturm12.at)

Vorwärts Steyr

FCN St. Pölten

Rätsel um St. Pöltner Fußballwunder gelöst  (wirtschaftsblatt.at)

Fußball-Zampano Englisch in U-Haft (wirtschaftsblatt.at)

St. Pölten: US-Milliarden für neues Fußball-Zentrum (wirtschaftsblatt.at)

FC Tirol

Claus Mair wegen Untreue verurteilt (orf.at)

FC Tirol Innsbruck

Sturm Graz 

Sturm Graz hat Konkurs angemeldet (krone.at)

Die Gruabn - Das ist Fußball. Das ist Sturm. (Sturm12.at)

Letzte Chance gegen den Konkurs: Sturm Graz bekommt finale Frist bis 20. Oktober (news.at)

FC Kärnten/ Austria Kärnten

Ex-Bundesligist FC Kärnten hat Konkurs angemeldet (transfermarkt.at)

SK Austria Kärnten/Wirtschaft (orf.at)

SK Austria Kärnten/Finanzen (orf.at)

Millionen-Rechtsstreit der Konkursclubs beigelegt (kleinezeitung.at)

Millionen-Rechtsstreit der Pleiteklubs geht doch weiter (kleinezeitung.at)

Zahltag für Land Kärnten rückt näher (wienerzeitung.at)

Konkursverhandlung des SK Austria Kärnten (orf.at)

SK Austria Kärnten meldet Konkurs an (sk-austriakaernten.at)

SK Austria Kärnten meldete Konkurs an (orf.at)

Vergleich zwischen SKAK und Schinkels (transfermarkt.at)

Endgültig keine Lizenz für SK Austria Kärnten (kleinezeitung.at)

Präsident Steindorfer will Auferstehung des FC Kärnten (transfermarkt.at)

Eine Austria stirbt, eine lebt (kleinezeitung.at)

FC Dornbirn

Konkursverfahren FC-Dornbirn-Profiabteilung (orf.at)

FC Dornbirn verzichtet auf Klage bei Schiedsgericht (kleinezeitung.at)

Dornbirn in Konkurs (transfermarkt.at)

Grazer Athletiksportklub

GAK: Eine Chronologie der Konkurse (Kleine Zeitung)