Analyse

Headbangen

Ein satirischer Blick auf die komischen Seiten beim Heavy Metal.


„Metal are religion, take it to the gave.“ (Manowar)

 

Man stolpert in eine aufgelassene Wartungshalle der Bahn am Rande der Großstadt. Anhand der Leute, die um dich herum in der Musik schweben, Dreadlocks tragen, plus der Musik, die gespielt wird, kann sehr exakt geraten werden. Aha, Goa-Party. Meistens stinkt es überall nach Gras und die Leute werden das ganze Wochenende schon mit Pulvern auf dem glühenden Draht gehalten. Aber ganz so klar zu umreißen sind „Szenen“ oder Subkulturen nun auch wieder nicht. Man kann solche Accessoires wohl als Orientierungspunkte begreifen. Je mehr Leute man trifft, die diesen Lifestyle leben, um so näher kommt man den Quellen von Goa, Dubsteb und Drum and bass. 

Das Gegröle des einen, sind die Himmelssonetten des anderen. Apropos Gegröle: Dem Dresscode einer Anhängerschaft von aggressiver, Ohren zerfetzender Musik, entspricht folgende Liste. Meist lange Haare, die Hand um eine Bierdose geschlossen. Die T-Shirts tragen, Wappen gleich, Band-Logos mit so klingenden Namen wie Behemoth, Immortal, Dimmur Borgir, Ensiferum und so weiter. Shirts haben die Bestimmung im Dreck diverser Festivals (Wacken) zu landen, dessen Konsistenz niemand analysieren will. Wie allen Vertretern einer Kunstform, geht es auch Metal-Musikern und Fans gelegentlich. Dahingehend, dass sie vom Blickfeld außenstehender in einen Topf geworfen werden. Trekkies können ein Lied davon singen, wenn in ihrer Hörweite Star Wars und Star Treck mit einander verwechselt werden. (Hört sich doch alles gleich an). 

Um die Fülle der Stile im Metal genügend zu erwähnen, sei gesagt, dass es viele gibt. Auch die Themenvielfalt lässt sich nicht beschränken. Aber gewisse Schwerpunkte können, gerade in neueren Formen und in den skandinavischen Ablegern, festgestellt werden. Erstmal ist die nordische Götterwelt inhärent wichtig als Quelle für Themen. Ohne Odin und Konsorten wäre der Metal ähnlich aufgeschmissen wie die Oper des 18. Jahrhunderts ohne die italienische Sprache. So gibt es auch Metal-Varianten, Folk, Pagan und Viking-Metal, die keltische und skandinavische Kulturen und heidnische Religionen besingen. Die Bands treten oft zusätzlich noch mit traditionellen Instrumenten auf, wie Dudelsack und Schalmei. Die Qualität der Musik soll hier kein Thema sein. Eine Vorstellung ist aber lustig. Nämlich, wie weit es den einzelnen Musikern ernst gemeint ist, wenn sie die Heere Walhallas durch ihre Musik und über ihre Plattencover ziehen lassen. 

 

Wieso headbangt ein Bürger eines säkularen pluralistischen Staates zu solcher Musik?

Die Formel hierfür, wobei das eine persönlich Meinung darstellt, weil sie einfach gut klingt. Und wenn man nicht gerade ein glühender Jünger diverser Nischen ist, wie z.B. Pagan, dann nimmt man es mit den Texten nicht so ernst. Aber manchmal kommt doch herrlicher Blödsinn dabei heraus. 

Ein absoluter Klassiker ist Manowar. Mit an Arbeitsverweigerung grenzender Energie, schreiben sich die Herren seit dreißig Jahren Platte um Platte in das kollektive Gedächtnis der Menschheit. So ziemlich jeder Song besteht, wie aus einem Baukasten, aus Wörtern wie: Glory Blood Steel Warrior Doom. Unter Metalfans gibt es ein lustiges Saufspiel; ein Album von Manowar wird abgespielt und wenn eines dieser Worte kommt, muss gehoben werden. Sollte also nur mit Orangensaft gespielt werden. Lieder hierzu: Holy War. Hymns of the immortal warrior. Heart of Steel.

Eine andere Band mit Namen Sabaton, hat sich von Göttern und ihren Schlachten entfernt. Besser gesagt wurden diese eingetauscht gegen reale Schlachten. Wie die Landung der Alliierten. Die Helden, die nun besungen werden, sind Protagonisten historischer Ereignisse. Ein Lied ist Coat of Arms. Ein Minnesang über die Mobilmachung Griechenlands gegen eine Invasion Nazi-Deutschlands. Eine Formulierung im Refrain: For the Glory of Hellas/ Coat of Arms reading Freedom of Death / Blood of King Leonidas. Wobei im Lied nicht erwähnt wird, gegen wen man im Krieg ist. Der Feind ist einfach überall.

Was bleibt als Weisheit letzter Schluss?

Komisch ist Metal auf jeden Fall. Wie auf einer Goa-Party geht es hauptsächlich darum, Spaß zu haben, auch wenn es seltsam aussieht. Was für andere Musikrichtungen auch gilt. Und so werden dieses Jahr wieder Metaler mit ihren Shirts unter den Growlen eines verschwitzten Schweden/ Finnen/ Norwegers im Dreck landen, von dem sicher niemand wissen will, woraus der eigentlich besteht. 


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