Sauschädelfressen

Das junge Künstlerkollektiv Playground legt mit einem neuen Streich nach und inszeniert eine bitterböse Satire über gesellschaftspolitische Realitäten hierzulande.


Nachwuchs auf der politischen Bühne: ein ehrgeiziger Jungpolitiker, der im Wahlkampf durchgehend von seinem charismatischen Landeshauptmann unterstützt wird, tritt sein neues Amt als Bürgermeister an. Unter der strammen Oberfläche der „volksnahen“ Politik brodeln Fremdenfeindlichkeit, die ihr Exempel an einem afrikanischen Asylwerber statuiert und homoerotische Verbindungen, die nach außen als böse Verleumdungen abgetan werden.

 Politische Entscheidungen werden hier nicht im Parlament sondern auf der Jagd getroffen und gerade als die Suppe überzukochen droht, wird das Schweigen der Medien mit „kleinen Geschenken, die die Freundschaft erhalten“ besiegelt.

Eine aufgebrachte, naive Journalistin, die als Einzige noch nicht im Sumpf der Korruption versunken ist, wird zum „hysterischen Pupperl“ degradiert und zum Auskurieren nach Mallorca geschickt. Na, woran erinnert uns das alles? Richtig, die Absurditäten des Stücks haben einen erschreckend hohen Wahrheitsgehalt. Ein Blick in die Abgründe österreichischer Politik, bei dem der Zuschauer manchmal nicht weiß, ob er jetzt lachen oder weinen soll. Zu guter Letzt wird das Publikum zum Sauschädelessen eingeladen – Tradition, die den Pakt besiegelt. Lassen Sie es sich schmecken!

 

Vielleicht nicht das originellste Thema, das Autor und Regisseur Florian Drexler im neuen Stück des Künstlerkollektivs aufgegriffen hat. Doch zweifelsohne ein sehr aktuelles und zudem ein dankbarer Stoff, der in diesem Fall mit exzellenten Schauspielern besetzt wurde. Gerade Manuel Bräuer glänzt in seiner Rolle als schmieriger Landeshauptmann. Playground ist vielleicht gerade deswegen ein vielversprechendes junges Künstlerkollektiv. Weil es Theater macht, das sich nicht scheut Wahrheiten, die ohnehin bekannt, sind derartig zu überspitzen, dass sie in ihrer vollen Skurrilität (was für ein Wort) erblühen. Und dabei nicht vor der eigenen Umgebung zurückschreckt. Die unglaublichen Geschichten findet man ja bekanntlich oft direkt vor der Haustüre.


  • (c) Martin Nefe und Barbara Zerlauth