Kommentar
Adiós Seppi!
„An einem Orte in Kärnten, an dessen Namen ich mich nicht erinnern will, lebte vor nicht langer Zeit ein Wirtshaussohn…“ Josef Bucher wurde er genannt. Er zog aus ins große weite Österreich, um Mandate und Prozente zu sammeln
Dies sollte sich allerdings als ein Kampf gegen Windmühlen herausstellen. Vom ORF wurde Bucher bereits vor der Nationalratswahl zum Don Quijote geadelt. Ob es ein Kompliment war oder nicht, als ihm Hanno Settele das literarische Geschenk in der Sendung „Wahlfahrt“ überreichte, war nicht nur Bucher unklar. Die Reaktion darauf war allerdings bezeichnend für seinen ganzen Wahlkampf: sympathisch. Ein Wort das wohl noch nie so oft mit einem Spitzenkandidaten in Verbindung gebracht wurde. „Sympathisch ist er“ – darauf konnten sich alle einigen. Von Stammtischphilosophen über Politexperten, die sein Auftreten in den TV-Duellen bewerteten, bis hin zu links-linken Wahlverweigerern. Doch die Nationalratswahlen sind leider keine Klassensprecherwahlen und deswegen reichte Sympathie alleine nicht. „Ja Sie wissen: Vier ist mir zu wenig, es müssen fünf sein“, ließ Bucher Settele wissen. Am Ende wurden es dann etwas mehr als drei, nämlich Prozent. Eindeutig zu wenig für einen Einzug in das Parlament und das obwohl das BZÖ und vor allem sein Spitzenkandidat neue Wege beschritten und, zumindest für sie, neue Ideen aufgriffen. Die Partei aus der Mitte mit einem liberalen Aushängeschild aus dem bürgerlichen Umfeld wollte man sein. Lieber der ÖVP und der SPÖ ein paar Wähler wegschnappen als Stimmen aus der Haider-Ära herüberretten.
Dafür hatte man auch die passenden Wahlversprechen: Bürgergeld, sichere Pensionen für alle, Befürwortung von Studiengebühren, Unterhaltszahlungen sollten steuerlich absetzbar werden und Gratis-WLAN für ganz Österreich.
Falsche Sancho Panzas
Die passenden Menschen fehlten im Bündnis allerdings, auch wenn die Kandidaten der Bundesliste durchwegs honorige Personen waren. Die Außenwahrnehmung der Partei wurde trotzdem von Vertretern wie Ewald Stadler und Stefan Petzner geprägt. Denen fehlt es nicht nur an der viel gepriesenen Liberalität sondern auch an politischem Weitblick und Verständnis. Von der Bucherschen Sympathie will man bei beiden erst gar nicht sprechen. Nach der Wahlniederlage sparten beide nicht mit Kritik am Parteioberhaupt. Stadler kritisierte vor allem die liberale Ausrichtung der Partei, die er für „eine geistige Immunschwäche“ hält. Petzner verglich Bucher mit einem Hund, der ebenfalls „lieb und sympathisch“ sei. Dies sei aber im Kampf der Politik zu wenig. Daraufhin zog Bucher die einzige richtige Konsequenz und zieht sich nun komplett aus dem Politgeschehen zurück. „Er, der mit Narren Wahlkampf betrieben hat, stirbt, politisch gesehen, als Weiser. Er sieht seine Torheit und Verblendung ein und schlummert als guter Kellner und kluger Koch, was ihm von Stronach attestiert wurde, sanft hinüber.“
* Petzner und Stadler wurden vom neuen BZÖ-Chef Gerald Grosz vergangene Woche aus dem Bündnis ausgeschlossen.